Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen


Buchhinweis


Stichworte: Philosophie, Religionskritik













Bibliographische Angaben:

Damir Smiljanic (Hrsg.): Gotteshinterfragungen. Philosophische Beiträge zur Religionskritik.Alibri Verlag. Aschaffenburg 2020.
ISBN 978-3-86569-210-8



ZUM BUCH:

Philosophie zur Religion stehen in einem Spannungsverhältnis zueinander. Kritik an Religion aus philosophischer Sicht ist ebenso üblich, wie auch Verteidigung religiöser Positionen mit philosophischen Argumenten, kritische Hinterfragung und Ablehnung gibt es von beiden Positionen aus. Dieser Sammelband stellt philosophische Ansätze vor, die Religion kritisieren (siehe Inhaltsverzeichnis weiter unten). Die Autoren präsentieren die Ansätze - alle durchaus auch in dder Gegenwart vertreten (Pantheismus, Atheismus, Agnostizismus, säkularer Humanismus, Pessimismus, Fiktionalismus etc.).


Der Herausgeber formuliert zur Konzeption des Buches: „Wenn im folgenden Sammelband der Fokus vorwiegend auf der skeptischen und kritischen Haltung der Philosophie gegenüber der Religion liegt, soll damit keineswegs ein einseitiges Verständnis ihres Verhältnisses zum Ausdruck gebracht werden, so als ob die Philosophie den Glauben nur zu hinterfragen sucht. Vielmehr soll auf eine Konsequenz des Denkens Damir Smiljanić hingewiesen werden, falls es sich als kritisch versteht – es will letztlich zu den letzten Gründen vordringen, statt sich mit bloßen Glaubenssätzen zufriedenzugeben. Dort, wo die Vernunft zu scheitern droht, gerade dort will manche Philosophie die Ehre des Denkens retten. Gotteshinterfragung ist immer zu einem guten Teil auch Selbsthinterfragung, die Bestimmung der Grenzen des menschlichen Fassungsvermögens – und selbst der Versuch eines gedanklichen Ausflugs jenseits der Grenze der Vernunft lässt sich noch als quasi-rationales Bedürfnis des menschlichen Wesens verstehen, wie dies Kant eindrucksvoll zu zeigen versuchte. Statt die Religion als durch und durch irrational abzustempeln, kann auch versucht werden, ihren Sinn als Rechtfertigungsinstanz aus dem Wesen der menschlichen Natur heraus zu verstehen (oder noch allgemeiner: von Natur überhaupt, wie dies heutzutage evolutionistisch eingestellte Kritiker machen). Indem man dadurch einen bestimmten Sinn der Religion abzugewinnen sucht, heißt das natürlich nicht, dass deswegen die in ihrem Geiste geäußerten Aussagen (gegenständlichen) Sinn haben. Man muss eben Sinn-für-jemanden vom Sinn-von-etwas zu unterscheiden wissen und sie nicht miteinander verwechseln. Dass der Glaube Berge zu versetzen vermag, spricht nicht unbedingt für seine Wahrheit, höchstens für seine Wirkungskraft – und diese kann sicherlich nicht geleugnet werden. Aber die Wirkung des Glaubens allein kann nicht als Rechtfertigungsinstanz genommen werden – dies wäre ein Fehlschluss, ebenso wie jener, welcher a priori von seiner Sinnlosigkeit ausgehen würde. Es geht auch im Bereich des religionskritischen Denkens um die Herausarbeitung von feinen Unterschieden, nicht einfach nur um blinde Negation. Letzteres würde der Vernunft, soweit sie sich als kritisch versteht, einen Strich durch die Rechnung machen (S. 7 f)

 

Inhaltsverzeichnis

Vorwort des Herausgebers

 

Richard Reschika

Die Schule der Schwarzdenker –

 

Hegesias von Kyrene und der moderne Pessimismus

 

Jean-Claude Wolf

Atheismus und Pantheismus

 

Stephan Atzert

Schopenhauers Atheismus und der Ausbruch aus dem Idealismus .

 

Winfried H. Müller-Seyfarth

Atheistischer Gott oder Mythos atheos? Über Philipp Mainländers Konzept eines wissenschaftlichen Atheismus

 

Helmut Fink

Feuerbachs Widerhall

Zur theologischen Inanspruchnahme eines großen Religionskritikers

 

Andreas Urs Sommer

Atheismus mit und nach Nietzsche

 

Damir Smiljanić

So tun, als ob es Gott (nicht) gäbe.

Religion und Atheismus vom Standpunkt des Fiktionalismus

 

Gerhard Engel

Agnostizismus als produktive Skepsis

 

Joachim Kahl

Die Innenseite des Atheismus

 

Heinz Kahlaus Gedicht „Kein Gott“, philosophisch interpretiert

 

Dragan Jakovljević

Zur Intoleranz-Anschuldigung des Monotheismus

Bemerkungen zu einer fragwürdigen Kritik

 

Luka Perušić

Am Abgrund des Nichts und des Gotteswesens. Über das Problem einer angemessen fundierten Erklärung der Schöpfung und des Ursprungs des Universums

 



Einordnung für die Bildungsarbeit

Religionskritik und die Auseinandersetzung zwischen Philosophen und Theologen sind in vielen Zusammenhängen Thema von Philosophie-, Ethik und Religionsunterricht. Dieses Buch bietet Zugänge, die sich so sonst nur mit Mühe (für den Unterricht in den Kursen der Sekundarstufe II) finden lassen. Diskussionen und Ansätze zur vertiefenden Weiterarbeit (in Studium und Unterricht ergeben sich fast von selbst.-



Martin Geisz, Februar 2021