Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Philosophie-lernen


Buchhinweis


Stichworte: Utopie, Zukunft der Gesellschaft







Bibliographische Angaben:


Neupert-Doppler, Alexander: Utopie. Vom Roman zur Denkfigur. 196 Seiten. Schmetterling – Verlag. Stuttgart2015. ISBN 3-89657-683-6



Zum Buch:










Kaum ein Begriff ist schon so oft totgesagt und wiederbelebt worden wie jener der Utopie. Utopie, die kein Sein hat, ist schwer zu bestimmen, denn sie ist eine Form von Bewusstsein. Die linke Debatte um utopisches Bewusstsein, in die dieser Band einführt, ist äußerst vielfältig. Im Folgenden geht es nicht darum, die Inhalte zahlloser Utopien nachzuerzählen, sondern mögliche Funktionen utopischen Denkens darzustellen. Das Interesse daran ist besonders nach dem Beginn der (Finanz-) Krise deutlich gestiegen, wie einige Schlaglichter verdeutlichen: Ein Aufruf zum Bewegungskongress «Recht auf Stadt» im Juni 2011 in Hamburg endete mit der Perspektive «Utopischer Überschuss – Eine Stadt für Alle»“ - so die Autoren in der Einleitung.

In 6 Schwerpunktkapiteln gehen Sie „Utopien“ nach (siehe Inhaltsverzeichnis unten). Dabei schlagen sie die die Unterscheidung zwischen literarischen, (früh-)sozialistischen und politischen Utopien vor, „wobei die Funktionen politischer Utopie den Schwerpunkt der Auseinandersetzung bilden. Die Evolution der Utopie ist dabei nicht so zu verstehen, als würden z.B. sozialistische Siedlungsutopien die literarischen Romanutopien ablösen. Utopische Romane, die durchaus sozialistisch und politisch sein können, erscheinen bis heute, aber der Begriff Utopie im politischen Sinne geht inzwischen weit über diese Form hinaus.“1 Der Untertitel „Vom Roman zur Denkfigur“ verweist auf eine doppelte Zielsetzung: „Zum einen werden literarische Roman-Utopien, (früh-)sozialistische Siedlungs-Utopien und politische Utopien unterschieden und historisch eingeordnet. Zum anderen liegt der Schwerpunkt des in denen sich diverse AutorInnen darum bemüht haben, die Funktionen von Utopie für eine emanzipatorische Linke auszuloten. Als Ausdruck von Bestrebungen und Kritik am Bestehenden, als Möglichkeitssinn und Motivation von Bewegungen, als Artikulation von Bedürfnissen, linke Tradition und strategische Option wird Utopie zu einer Denkfigur kritischer Theorien. Utopien sind dabei nicht das Abbild einer besseren Zukunft, sondern Gegen- und Leitbilder ihrer Gegenwart. Die Arbeit am Begriff der Utopie, zwischen Bilderverbot und Grundriss, soll zur Reaktualisierung utopischen Bewusstseins als subjektiver Faktor in Kämpfen um Befreiung beitragen“2.



Inhaltsverzeichnis



1. Einleitung ................................................................................7

2. Die Evolution der Utopie – Vom Roman zum Kampfbegriff des 19. Jahrhunderts........15

2.1 Literarische Utopien und ihr Beginn in der Frühen Neuzeit........21

2.2 (Früh-)Sozialistische Utopien als Siedlungspläne im 19. Jahrhundert...................................................................29



2.3 Von der Utopie zur Wissenschaft – Sozialistische Utopiekritik ...41

2.4 Der Zukunftsstaat und das Abwarten der Sozialdemokratie ......46

3. Die Rehabilitation utopischer Funktionen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ...........................52

3.1 Utopie als Intention und Siedlungsoption bei Gustav Landauer.................................................................53

3.2 Utopie als Konkretion von Möglichkeiten und Tradition bei Ernst Bloch .........................................................................61

3.3 Utopie als Motivation und Orientierung bei Karl Mannheim......76

3.4 Utopie als Negation und Versöhnung bei Max Horkheimer und Theodor W. Adorno ..........................................................83

4. Die Renaissance der Utopie als Übergang von der Alten zur Neuen Linken ..........................................93

4.1 Utopie als Artikulation von Bedürfnissen bei Herbert Marcuse ................................................................95

4.2 Utopisches Bewusstsein der Neuen Linken und Neue Soziale Bewegungen .....................................................110

4.3 Pfade aus Utopia – Liberale Utopiekritik..................................120

4.4 Heterotopie als postmoderne Alternative bei Michel Foucault (von Simon Dämgen)..............................................................126

5. Die Reaktualisierung von Utopie nach dem Ende des Staatssozialismus..........................................................137

5.1 Die Erschöpfung der utopischen Energien bei Jürgen Habermas (von Marius Klausener)...........................................................138

5.2 Vom Ende des utopischen Zeitalters – Konservative Utopiekritik........................................................146 6

5.3 Utopie als ethischer Seismograph bei Richard Saage und die jüngste Utopiedebatte ...................152

5.4 Utopiebewusstsein und Ausbildung von Utopiefähigkeit bei Oskar Negt.......................................................................160

6. Utopie – Vom Roman zur Denkfigur..................................170

7. Perspektiven des Utopischen: Utopie in (sozialer) Bewegung...........................................172 8.

Literaturverzeichnis.............................................................181

Probekapitel: http://www.schmetterling-verlag.de/download.php?id=3-89657-683-6&mode=3 (5.8.2014)

Zum Autor:

Alexander Neupert-Doppler studierte Politik, Geschichte und Philosophie in Osnabrück, wo er 2013 mit einer Arbeit zur Kritik des Staatsfetischismus promoviert wurde. Er veröffentlichte mehrere Aufsätze zum Thema Utopiebewusstsein.




Einordnung für die Bildungsarbeit



Utopien sind Thema im Philosophieunterricht, ebenso spielen Sie in den Fächern der Politischen Bildung und im Sprach(en)unterricht eine wichtige Rolle. Dieses Buch setzt einen neuen Akzent, der in den Unterrichtszugängen weniger gepflegt wird: Vom Roman zur Denkfigur. Es bietet für Studierende, Lehrkräfte und fortgeschrittene SchülerInnen der Sekundarstufe II Informationen und Diskussionsimpulse.







Martin Geisz, August 2015


1S. 8

2Klappentext