Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Philosophie - lernen


Buchhinweis


Stichworte: Utopie, Zukunft,









Bibliographische Angaben:



Peter Dinzelbacher: Weltuntergangsphantasien und ihre Funktion in der europäischen Geschichte. .210 Seiten, Alibri – Verlag. Aschaffenburg 2014.
ISBN 978-3-86569-175-0




Zum Buch:










Eine zusammenfassende Darstellung der Weltuntergangsphantsien in der europäischen Geschichte scheint auf wissenschaftlichem Niveau bisher nicht vorzuliegen. In unserer Studie wird das Thema daher nicht aus der Sicht der Theologie betrachtet, sondern aus der Geistes- und Mentalitätsgeschichte, … Dabei geht es hier …. um die konkrete Funktionalisierung und ihre Konsequenzen im Handeln, die an einern Reihe von Beispielen gezeigt werden. Dass die Theologie- und Dogmengeschichte eine unerlässliche Referenzebene darstellt, bedarf keiner Betonung. Selbstverständlich handelt es sich bei der Deutung der Weltuntergangsbefürchtungen auch um einen kleinen Ausschnitt aus dem bekannten Streit zwischen religiösem und wissenschaftlichem Weltverständnis, ein Konflikt, der ein Hauptthema der jüngeren Geschichte der westlichen Kultur darstellt.“1

So geht Peter Dinzelbacher den Weltuntergangszeitphantasien von der Antike bis in die unmittelbare Gegenwart hinein nach. Das Inhaltsverzeichnis (s.u.) zeigt die Schwerpunkte

Im ersten Teil thematisiert er, “dass die die Angst vor der Weltkatastrophe bereits vor der jüdisch-christlichen Apokalyptik existierte“2, er verfolgt die Motive durch das christliche Mittelalter bis in die Neuzeit. Zeitgenössische, auch ökologisch begründete Schreckensszenarien sieht er in dieser Tradition .“
Der zweite Teil bietet eine mentalitätsgeschichtliche Analyse. Es geht um die Beweggründe derer, die den Weltuntergang vorhersagten oder predigten. Untersucht werden die dahinter stehenden Ängste, Wünsche und Phantasien – verbunden mit der „cui-bono“-Frage: „Warum und zu wessen Vorteil wurden die apokalyptischen Szenarien verbreitet?“

Der Klappentext auf der Rückseite fasst zusammen: „Generell sind zwei Typen von Weltuntergangserwartungen zu beobachten: Einerseits die auf 
rationaler Kalkulation beruhende, wo kosmologisches Wissen und Spekulieren dazu führt, ein baldiges Ende der Welt zu konstruieren. Andererseits die auf spontanem Erleben basierenden Erwartungen, wo aufgrund von religiösen Inspirationen, Träumen und Visionen an das nahe bevorstehende Ende geglaubt wird. Beide Komplexe werden von Ängsten genährt und lassen sich dadurch gut zur Manipulation autoritätsgläubiger Menschen funktionalisieren. Das zeigt sich nicht nur bei den apokalyptischen Sekten, sondern auch in der Drohung mit dem Jüngsten Gericht, die in der Vormoderne zur Lehre gehörte, die alle Kirchen in Wort und Bild verbreiteten. Jedesmal war die Steigerung der Machtstellung der Untergangspropheten ihr Ziel, wozu die Phantasie von der Auserwählung ihrer Anhänger besonders nützlich wirkte.“3

 

Inhalt

Einleitung .............................................................................. 7

I. Geschichte der Endzeitvorstellungen .......................... 15

Altertum ....................................................................................... 15 Naturphilosophie im Mittelmeerraum ..................................................... 15 Nordgermanische Mythologie ................................................................ 31 Christliches Mittelalter ................................................................. 36 Frühmittelalter ......................................................................................... 37 Hoch- und Spätmittelalter ....................................................................... 46 Endzeit und Häresie ................................................................................ 71 Renaissance und Reformationszeit ......................................................... 77 Frühneuzeit ............................................................................................ 91 Phantasten der Apokalyptik .................................................................... 91 Endzeitgläubige Wissenschaft ............................................................... 110 Hauptmotive traditioneller Endzeitvorstellungen ...................... 114 Vorzeichen ............................................................................................. 114 Antichrist ............................................................................................... 118 Endschlacht ........................................................................................... 123 Friedenskaiser und Pastor angelicus .................................................... 125 Chiliasmus oder Millenniarismus ......................................................... 129 Neues Jerusalem ................................................................................... 131 Jüngere Neuzeit und Gegenwart ................................................ 133

II Mentalitätsgeschichtliche und psychohistorische Analyse ......................................... 155 Unterschwellige Momente ......................................................... 158 Wunscherfüllung ................................................................................... 160 Macht .................................................................................................... 161 Angst und Furcht ................................................................................... 168 Gruppenpsychologie .................................................................. 171 Kollektiver Freitod ................................................................................ 177 Anlässe für die Aktivierung von Untergangsphantasien ....................... 181

Die großen Linien der Entwicklung ............................... 184 Sprechen über den Weltuntergang ........................................................ 190 Epilog ....................................................................................................

zum Autor:

Peter Dinzelbacher, Dr. phil. habil., geboren 1948. Seit 1998 Honorarprofessor für Sozial- und Mentalitätsgeschichte an der Universität Wien. Zahlreiche Publikationen zu historischen Themen; Gründer und Herausgeber der Zeitschrift Mediaevistik.



Probekapitel: http://www.alibri-buecher.de/docs/probe175.pdf



Einordnung für die Bildungsarbeit



Zukunft“, „Utopien“ - auch Weltuntergangsphantasien sind Thema im Philosophieunterricht, meist im Blick auf Kants Grundfrage „Was dürfen wir hoffen?“. IM Blick sind dabei meist jüdisch-christliche Eschatologie und Utopien, die im Lauf der Philosophiegeschichte Bedeutung hatten und haben. Die in diesem Buch thematisierte Frage nach der „Funktion“ dieser Zukunftsvorstellungen spielt meist eine eher untergeordnete Rolle. Dieses Buch bietet vielfache Zugänge, den Aspekt in den Blick zu nehmen. Das Buch kann für Lehrkräfte und Studierende, sowie für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II, eine Hilfe zur Information und Ausgangspunkt von Diskussionen sein, zumal ja der Autor seine Grundüberzeugungen deutlich offenlegt. .







Martin Geisz, März 2015


1S. 12f.

2Klappentext

3Klappentext Rückseite